Schützenfestbericht 2000

Unser Schützenfest beginnt - lassen wir einmal die Spezialauftritte der Offiziere wie Grünholen und Vogelbegucken und die des Vorstandes bei zahlreichen "Verstandssitzungen" außen vor - für die Masse der Schützen seit Jahrhunderten mit dem Prövedag. Acht Daag vörher dann gifft ´n Fatt Beer, dann brengs datt Toog nao de Roth. Zuerst wird die Vogelstange und der drumherum angebrachte Schießplatz mit schwerem Gerät von Wildwuchs, Bäumen und Zaunschäden befreit...

saege.jpg (42832 Byte)  sense.jpg (50028 Byte)

...ehe man gegen Abend von der Dorfmitte startend mit dem zweigtragenden jüngsten Mitglied in Front zur säuberlichen Vogelstange marschiert und den Birkenzweig samt seinem Träger in schwindelnder Höhe am Kugelfang montiert. Zumindest war es bis vor ein paar Jahren so...

zweig.jpg (52637 Byte)

Ist die Arbeit vollbracht, klappert der lustige Haufen mit musikalischer Unterstützung des Wettringer Spielmannszuges sämtliche Gelagshäuser ab...

zughi.jpg (36945 Byte)

 

...und verlangt lautstark unter Androhung von Stockschlägen die Herausgabe von Roten.

stock.jpg (38262 Byte)

 

roten.jpg (42213 Byte)

Nachdem die Offiziere Freitags darauf sämtliche kurz zuvor in Pröbstings Busch vom Wind abgebrochenen Zweige ordentlich aufgesammelt und mittels Viehwagen zum Zelt transportiert haben, liegt es nun am gesamten Verein des Pfingstsamstags mit dem Schmücken und Präparieren des Festzeltareals zu beginnen.

Dieses lag diesjährig zum erstenmal in den Aa-Auen am Haverkamp.

zeltgesamt.jpg (31368 Byte)

Persönlicher Einsatz verbunden mit einer Portion Ehrgeiz wurde jedem abverlangt: Sei es beim Mähen der Uferböschung...

maehen.jpg (31596 Byte)

...oder beim Aufspüren von Glasscherben im Flußbett.

scherben.jpg (46665 Byte)

Irgendwann dann irgendwie denn war es so weit:

Sektbar geschmückt, Kameras befestigt und dem Zelt und seinem Fest einen Namen verpaßt:

Das BIG BROTHER-Container-Zelt konnte nur einen Tag nach dem Auszug der Kandidaten aus dem echten Container in Köln hier in Wettringen auf ein neues eröffnet werden.

zelt.jpg (46230 Byte)

Gegen Abend strömten dann 140 Sabrinas ins Zelt um ihren Obolus fürs Schützenfest beizutragen: Rosenmachen heißt das Abendprogramm der Bräute und ändert seine Bedeutung bei zunehmender Betreuung durch die drei Damenoffiziere allzu schnell in Rotenvernaschen.

rosen.jpg (40933 Byte)

Endlich ist es soweit: Nachdem der öffentliche Tanz am Sonntag hoffentlich unter 1,5 Promille überstanden war, ging´s Montag in aller Herrgottsfrühe zum offiziellen schützenfesteinläutenden Kirchgang.

Nach Gottes Segen für viel Spaß und wenig Regen ließ Hauptmann Frank Vollenbröker den gesamten Trupp antreten und marschierte ihn zusammen mit dem Oberst unter den Klängen der Spielmannszüge Wettringen, Tie Esch und unserer "Partnergemeinde" Wessum ab.

kirche.jpg (52091 Byte)

Die anschließende Kranzniederlegung mit der mahnenden Rede von Oberst Wolfgang Lau ist mit der wichtigste Punkt unseres Schützenfestes.

mahnmal.jpg (54161 Byte)

Es folgte das Ausholen der Adjudanten, des Majors und des Obersten sowie der Majestäten. Begleitet vom Feuerwehr Löschzug 1 Menke & Stein stellte die abzureißende Strecke von über 7 km eine einigermaßen zu bezwingende Hürde dar.

Besser hatten es die, die als Ehrenwache beim auszuholenden berittenen Offizier oder einer der Majestäten fungierten und sich den Weg durch eine bereits existierende Anwesenheit vor Ort sparen konnten.

silber.jpg (41023 Byte)

Der letzte in der Reihe der Auszuholenden ist der nur noch wenige Stunden amtierende König - in diesem Fall Lars Heines.

Hier wurde der Spielmannszug Wessum seit der Kranzniederlegung verköstigt. Zur Unterhaltung trat der Tambour-Major Jörg Wissing in Aktion, der als Linkshänder den Tambourstab mit ungewohnter Leichtigkeit zu schwingen vermochte und die Leute in Erstaunen versetzte. Um 14.30 Uhr wird im allgemeinen Abmarsch befohlen und es geht zur Vogelstange. Spätestens jetzt wird allen bewußt, daß der Freibierkonsum nun ein Ende hat. Einige besonders nasse Mitschützen wie Mike-Wilhelm Elling honorierten diese bittere Tatsache in diesem Jahr mit wilden, kaum einordbaren Gozilla-Lauten.

gozilla.jpg (37606 Byte)

Wie gesagt - gegen 15.00 Uhr begann das Schießen, wobei die Offiziere und Gemeindepersönlichkeiten die ersten Schrotsalven in den Kugelfang schleuderten und der normale Mob in alphabetischer Reihenfolge versuchte einen König aus den ihrigen Reihen zu stellen. Es kam anders und das wissen wir, denn niemand anderes als ein Damenoffizier, unser Dirk Füssner schaffte daß, wovon alle träumen: er brach dem Vogel das Genick und raubte ihm die Lufthoheit.

fuessner.jpg (39715 Byte)

Nach der Proklamation am Brandenburger Tor ging´s um achte mit der Polonäse weiter. Von tausenden Bordsteinwinkern mit "ohh", "ahhh" und "wie schöööööhn" bedacht war man froh, nach einer Dreiviertelstunde das sichere Zeltinnere betreten zu können und dem Ehrentanz beizuwohnen. Gegen Mitternacht wurde das frische Königspaar vom gesamten Verein nebst Schnecken nach Hause eskortiert. Damit es nicht passieren konnte, daß Dirk sofort mit seiner Königin Melanie den Vogel noch mal abschießt (Zwinker, Zwinker), dafür sorgte eine ausgelassene, lärmlastige Party bis zu den ersten Vögellauten.

Recht angeschlagen ist man schon am nächsten Morgen, das gebe ich unumwunden zu.

Nichtsdestotrotz war um 9.30 Uhr antreten auf dem Zelt von wo es zu unserem neuen König Dirk ging. In seinem großen Garten fand jeder Junggeselle einen Platz zum hinlümmeln.

ausholen.jpg (51493 Byte)

Gegen elf Uhr schlenderte man aufs 100 m entfernte Zelt zum Frühschoppen mit Freibier und dem Musikzug der freiwilligen Feuerwehr sowie dem Wettringer Spielmannszug.

einmarsch.jpg (52558 Byte)

Anders als in den Jahren zuvor gab es diesjährig einige abwechslungsreiche Überraschungen. So gab es dank Unterstützung einiger Junggesellen eine Live-Schaltung zum Frühschoppen der Frauen bei Lüttke-Wenning. Ganz nach dem Big Brother-Motto. Mit Ton. Und Bild. Und ohne weibliches Mitwissen. War schon köstlich mitanzusehen. Man kann sagen, daß alle Frauen völlig aus dem Rahmen gefallen sind. Einige Ausfälle wurden von den Junggesellen mit fassungslosem Kopfschütteln bedacht, andere brachten den Haufen zum Grölen. Aber im Großen und Ganzen sind unsere Bräute doch wirkliche Stimmungstalente. Man muß ehrlich eingestehen, die hatten (fast) mehr Partystimmung als wir auf dem Zelt.

Die andere Attraktion waren die Seilbahnwasserspiele über die reißende Aa.

seilbahn.jpg (46290 Byte)

Ein 30m langes Stahlseil verband die beiden steilen Ufer. Mittels Umlenkrolle bezwang man die Tiefe und landete am sicheren anderen Ufer. Andere spielten Cliffhanger und glaubten auf halber Strecke sich fallenlassen zu müssen und zu schwimmen.

Daß dabei nichts schiefging, dafür sorgte die Wasserpolizei, welche schnell und unkompliziert half.

boot.jpg (42309 Byte)

Irgendwann waren alle naß und die Schöffen riefen zum Hohen Gericht. Die Schöffen setzen sich aus den drei ältesten beim Prövedag anwesenden Mitgliedern zusammen. Da der alte aber frischverliebte Summi und der noch ältere Fluppi nicht zugegen waren, wurden es in dieser JSV-Saison der Klamottenkasper Lämpi, der junge und unerfahrene Heiner Lüttke-H. sowie der Bärentöter und Fesselspielliebhaber, seine Hoheit Balken.

Schnell waren die Regeln erläutert. Die Spannung bei den mutmaßlichen Kandidaten stieg.

Jeder fragte sich: "Wer wird nominiert ??" Alle wußten: "Der krepiert !!!"

Wegen mehr oder minderwiegenden Verstößen gegen geltendes Recht wurden 7 Kandidaten nominiert. Auf Knien winselten die weniger standhaften um Gnade. Das Wort Gnade schien den Schöffen fremd. Schwarze Säcke wie bei einer Enthauptung wurden über die Köpfe gestülpt. Die Hände wurden auf dem Rücken gefesselt. Der noch mal davongekommene Pöbel jubelte über die nun zugeführten Schlauchlängen.

gericht.jpg (42914 Byte)

Trotz der vorhandene Schadenfreude hatten die Hinrichtungsbeiwohner –zwar ziemlich spät aber immerhin dann doch irgendwann- Mitleid und man erhob sich um für den Rest des Frühschoppens würdig Abschied zu nehmen von den armen Teufeln.

gericht2.jpg (60193 Byte)

Nun folgte die Offizierstaufe. Mittels Schubkarre wurden die hohen Herren in die Sektbar chauffiert um einige Wodka-O oder "Schwatte" zu trinken.

Auf dem Foto sieht man-so vermute ich zumindest- unseren Oberst, die alte Frau Lau. Sieht echt fertig aus, stimmt’s ?

taufe.jpg (40635 Byte)

Gegen 15 Uhr enthüpfte der linkshändige Tambour dem regen Treiben auf dem Zelt um "die aus dem Rahmen Gefallenen" von Lüttke-Wenning abzuholen und uns zuzuführen. Als er gegen 16.30 Uhr endlich kommt (hä, hä, hä) ist die Party vorbei.

Die meisten Junggesellen erschraken dermaßen über den alholisierten Zustand und das rumgequäke ihrer Bräute (bei einigen Pärchen war es umgekehrt, da quäkten die Junggesellen rum), daß sie sie umgehend nach Hause zur Ausnüchterung brachten, denn um achte stand die 2. Polonäse auf dem Programm.

Der sich anschließende geschlossene Königsball war wieder ein voller Erfolg. Nicht zuletzt dank unserer Hauskapelle SUNSET, die ihre Sache wieder ganz hervorragend machten. Frühstück und das letzte Glas Bier wurden direkt im Anschluß um 5.00 Uhr am frühen Mittwoch Morgen bei Lappen im Wettringer Brauhaus eingenommen.

Der Internationale Frühschoppen um 11.00 Uhr im Gelagshaus Lüttke Wenning war –wen wundert´s- mit 15 Leuten recht spärlich besucht. Mehr dagegen war um 15 Uhr los, als man sich zum 3.Tag auf der Putenranch Bischoff traf. Hier werden für gewöhnlich fahrtüchtige Autos zu windschnittige, baumentwurzelnde Cabrios umfunktioniert, wilde Ponys eingeritten oder Fernsehsessel zu Hochgeschindigkeitsbobs konstruiert. Was man halt so macht wenn man macht was man normal nicht macht.

Zumindest waren alle abends platt...

Damit endete unser diesjähriges Millenniums-Schützenfest. Der grobe Ablauf ist in jedem Jahr gleich, doch die Feinheiten machen den Reiz eines jeden Festes aus. Mal schaun, was uns im nächsten Jahr zur "Feinheit" Jubiläum 350- Jahre JSV einfällt...

R.L.